Der denkmalgeschütze Wehrspeicher in Enste
In der Liste der Baudenkmäler der Kreis- und Hochschulstadt Meschede finden wir unter der Nummer 10 einen Eintrag vom 22.10.1983 mit der Bezeichnung „Wehrspeicher“ in Enste. Der Begriff „Wehrspeicher“ klingt zunächst einmal nach einem Gebäude aus der Vergangenheit, vielleicht ein wenig nach „Wehrburg“, also nach einem Ort, den man verteidigt, an dem man Zuflucht vor anstürmenden Feinden sucht. Beim Speicher können wir sicher sein, dass er ein Lager, einen Aufbewahrungsort oder ein Vorratshaus bezeichnet. Ein Wehrspeicher könnte also in Friedenszeiten als Vorratslager und in Zeiten der Not als Zufluchtsstätte gedient haben. In Deutschland finden wir die meisten dieser befestigten Speichertürme in Westfalen. Der Wehrspeicher in Enste ist ein Bruchsteinspeicher, also ein Gebäude aus lockerem Gesteinsmaterial, welches im Steinbruch oder durch Abbruch größerer Felsen gewonnen wird. Es gibt ein dendrochonologisches Gutachten, das sicher belegt, dass das Alter des verwendeten Holzes des ursprünglichen Speichers in der Mitte des 14. Jahrhunderts anzusetzen ist. In der Dendrochronologie kann aufgrund der unterschiedlichen Breite der Jahresringe das Holzalter einer bestimmten Zeit zugeordnet werden: Das älteste im Wehrturm von Enste verwendete Holz wurde 1364 gefällt. Datierungen sind für die letzten 10.000 Jahre exakt möglich. Da nimmt sich der Wehrspeicher mit einem sicheren Datum des anfänglich verwendeten Holzes in der Mitte des 14. Jahrhunderts geradezu „jung“ aus. Gleichwohl sind so alte Wehrspeicher eher selten und außergewöhnlich. Es handelt sich um einen dreigeschossigen Bruchsteinbau. Heute befindet sich ein schiefergedecktes Walmdach darauf. Die Wetterfahne auf dem Dach ist ebenfalls sehr alt. Sie wird auf das Jahr 1595 datiert.
Das Innere des Speichers diente ursprünglich der Getreidelagerung für die Zehntabgabe, die jeder Landwirt seinem Gutsherren oder Besitzer abtreten musste.
In unruhigen Zeiten, wenn Überfälle von marodierenden Soldaten drohten, diente der Speicher als sicherer Rückzugsort, der gut zu verteidigen war. Heute lagern Geräte und dergleichen im Speicher. Die feucht-kühle Luft ist daneben ein idealer Lagerort für Obst, wie z.B. Äpfel.
Den Bruchsteinspeicher findet man in Enste 2, 59872 Meschede
Die heutige Besitzerin, Pia Wullenweber, ist studierte Agrarbetriebswirtin. Sie bewirtschaftet den Hof, hält ein Auge auf den Speicher und die ebenfalls auf dem Hof gelegene Kapelle. 18 Pferde stehen auf dem Hof, zwei Kühe erhalten hier ihr Gnadenbrot, zwei Dackel wuseln umher und Pia Wullenweber kann sich nichts Schöneres vorstellen, als diesen Hof zu bewirtschaften.
(Text: Sabina Butz)

Die Idylle trügt ein wenig: Der Wehrspeicher bei Enste war Vorratslager und Zufluchtsstätte zugleich.
Foto: Georg Hennecke