
Foto:Carsten Steger, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Arnold Flues verleiht den Meschedern Flügel
Arnold Flues 02.10.1902 – 11.05.1934
Vor circa 100 Jahren suchten Luftsportler nach geeignetem Gelände für den Segelflug. In Meschede wurden sie fündig: Das Sauerland eignet sich hervorragend für die Hangfliegerei.
In schwieriger und hoffnungsloser Zeit kommt der gebürtige Stockhausener Arnold Flues daher und verleiht den Menschen Flügel. Am 22.07.1932 wird in Meschede im Hotel Baxmann der „Luftfahrtverein Sauerland“ offiziell gegründet.
Bevor es in die Luft ging, musste ein Flugzeug gebaut werden. Jeder Flugschüler lernte den Flugzeugbau und die Wartung von Grund auf. Ebenso selbstverständlich war die Teamarbeit beim Start der Maschinen: Die zweimal sechs sogenannten „Gummihunde“ die das Gummiseil nach Leibeskräften zogen, während drei Halter das Flugzeug am Boden hielten, bis endlich das Startzeichen kam, leisteten körperliche Schwerstarbeit.
Die Segelfliegerei musste langsam und geduldig erlernt werden: Pendeln im Schulgleiter, Rutschen, dann vielleicht ein erster Hüpfer und schließlich die erste geflogene Kurve. Die Flugdauer von höchstens 15 Minuten und die bestenfalls erreichten Flughöhen von bis zu 200m sprechen für sich.
Bereits 1933 findet ein Großflugtag in Schüren statt. Im selben Jahr beginnt der erste panmäßige Lehrgang für Fluglehrer. Heute ist der Flugplatz Meschede-Schüren ein Verkehrslandeplatz in idyllischer Umgebung oberhalb des Hennesees. Neben dem Motorflug ist der Platz der Segelfliegerei treu geblieben.
Damit der Junge nicht auf Abwege gerät …
Bodo Kirtz, Jahrgang 1954 erinnert sich, dass sein flugbegeisterter Vater 1968 den Sohnemann zum Segelflugschein anmeldete, damit der nicht auf dumme Gedanken komme oder gar auf Abwege gerate.
Der Plan hat funktioniert: Heute ist Bodo Kirtz Archivar des Historischen Flugsportvereins Sauerland und dokumentiert die Geschichte der Fliegerei, speziell des Segelflugs, dessen Wiege ebenfalls in Schüren bei Meschede stand: „Tausende Flugschüler haben hier das Fliegen erlernt und viele Hundert Werkstattleiter den Bau und die Wartung von Segelflugzeugen.“
Das pädagogische Konzept „Wer fliegt, macht keine Dummheiten“ wurde übrigens gendergerecht umgesetzt: Auch die kleine Schwester Ute durfte schon 1970 Ihren Segelflugausbildung beginnen.
Freiheit, Disziplin und Verantwortung
„In der Fliegerei gab es schon immer eine selbstverständliche Gleichstellung der Geschlechter.“, berichtet Bodo Kirtz. Fliegen, insbesondere das Segelfliegen ist Teamarbeit. Auch heute ist jeder Segelflieger zur Mitarbeit verpflichtet, die sogenannte „Winterarbeit“. Die Segelfliegerei ist nicht teurer als andere Sportarten, der eigene Einsatz ist gefragt. Ab dem 14. Lebensjahr kann jeder anfangen, sich mit dem Fliegen vertraut zu machen. „Wir wünschen uns mehr interessierte junge Menschen, die Werte wie Freiheit, Selbstdisziplin und Verantwortung leben wollen.“ Das Segelfliegen nutzt als Antrieb den „Motor Natur“ und höchstens beim Start ökologisch bedenkliche Antriebsstoffe. Danach kann man stundenlang und Hunderte Kilometer weit fliegen. Allein das müsste doch die Zeitgenossen ansprechen? Der Blick von oben auf unsere großartige Heimat löst nicht nur bei Einheimischen ein unvergesslich schönes Gefühl aus.
Unter www.lsv-mesche.de und www.fluggeschichte-sauerland.de gibt es weitere Informationen zum Fliegen und zur Geschichte des Fliegens.
Text: Sabina Butz