Vereine und Bruderschaften
Schützenbruderschaft St.Georg, Meschede
Die Anfänge einer der ältesten Schützenbruderschaften unseres Landes, der St. Georgs Schützenbruderschaft stehen mit einer Urkunde in der „Bürgersprache der Freiheit Meschede“ von 1486 in Verbindung. Dort heißt es: „Item wenn ein Glockenschlag bei Nacht käme, soll ein jeglicher auf den Markt kommen mit seiner Wehre und dann tun nach dem Rat des Bürgermeisters und des Rates.
Es geht um den Schutz der Gemeinschaft, den jeder Bewohner mittragen musste. Eine allgemeine, bürgerliche Wehrpflicht, deren Aufgaben bei der geringen Bürgerzahl eher bescheiden ausgefallen sein dürften. Die Schützenbrüder beschützen im wörtlichen Sinne des Wortes ihre Siedlung. Dazu gehörte im Notfall natürlich auch das Hauen, Stechen, Prügeln oder Schießen.“
Von Beginn an verstanden sich die Schützenbrüder nicht nur als Verteidiger der Gemeinschaft, sondern auch als kirchliche Bruderschaft, die die „Treue zu Kirche und Glauben“ gleichrangig neben die Wehrverpflichtung stellte. Diese beiden Bereiche haben sich bis heute erhalten:
- Die Bewahrung kirchlicher Zeugnisse wie die Pflege der St. Georgskapelle oder die Restaurierung der St.-Nepomuk-Statue
- Die Förderung des Schießsports als gelebte Tradition
Mescheder Schützenfest – vertraut wie der eigene Nachbar
Der Ablauf des Mescheder Schützenfestes – von den Festen bis zur Fronleichnamsprozession – dürfte den Bürgerinnen und Bürgern so vertraut sein wie keine andere Festlichkeit der Stadt.
Und ja, es gibt Freibier – und der urkundliche Beleg dafür findet sich im Stadtarchiv, datiert älter als jede bekannte Urkunde zum Schützenfest selbst.
Seit 1937 gehört auch das Kinderschützenfest fest zum Ablauf. Und seit 2016 dürfen endlich auch Frauen unter die Vogelstange treten. Vorher war nur heimliches Spinxen aus der Ferne erlaubt. Ein Fortschritt – mit Augenzwinkern und voller Würde.Unserem St. Georgs Schützenverein gebührt ein dreifaches Horrido – oder auch ein fröhliches:
Hussa, Hussa, Hussassassa!
Meschede-Nord – aus Neubeginn wird Gemeinschaft
Nach dem Kriegsende siedelten sich nördlich der Bahnlinie viele Neubürger an. 1949 gründeten sie die Schützengemeinschaft Meschede-Nord.
Ob diese Gründung notwendig war, weil das Schützenfest der St. Georgsbruderschaft „zu teuer“ erschien, kann man sicherlich fragen. Wichtiger ist aber, dass die neue Gemeinschaft das Identitätsbewusstsein ihres Stadtteils deutlich stärkte. Und welches Vereinsziel könnte schöner sein?
Außerhalb der Stadtgrenzen halten die Mescheder zusammen wie Pech und Schwefel.
Text: Sabina Butz

„Registrum der Bruderschaft des Heiligen Kreuzes“ im Stadtarchiv Meschede
Kirchliche Bruderschaften in Meschede
Im Jahr 1455 erließ der Erzbischof zu Köln ein Dekret, welches die Kreuzbruderschaft zu Meschede kirchlich bestätigte. Damals konnten Männer und Frauen Mitglieder der Kreuzbruderschaft werden. Wer es ganz genau wissen möchte, kann die Statuten im „Registrum der Bruderschaft des heiligen Kreuzes zu Meschede“ im Stadtarchiv einsehen. Dabei waren die bis heute in Meschede tätigen Kreuzbrüder nicht die einzige Bruderschaft in Meschede.
Bruderschaften sind nach kirchlichem Recht körperschaftlich verfasste Vereine, die durch ein kirchliches Dekret errichtet werden. Viele Schützenvereine verstehen sich ebenfalls als Gemeinschaften innerhalb der römisch-katholischen Kirche, unterscheiden sich aber darin von den Bruderschaften, dass sie Vereine im zivilrechtlichen Sinne sind (so ist die ebenfalls sehr alte, 1486 gegründete St. Georgs Schützenbruderschaft Meschede ursprünglich aus einer bürgerlichen Schutz- und Wehrpflicht entstanden).
Bruderschaften in Meschede
Bruderschaften spielten im Mittelalter eine große Rolle, nicht nur im geistlichen, sondern auch im karitativen Leben ihrer Gemeinschaft. Aus der Geschichte Meschedes kennen wir die Kalandsbruderschaft (1323 gegründete „Bruderschaft vom Heiligen Geist“), unter deren 736 bekannten Mitgliedern 43 verheiratete oder unverheiratete Frauen aufgezählt sind. Nach 1803 (Aufhebung des Stiftes in Meschede) hören wir nichts weiter von dieser Bruderschaft. Auch die Spuren der „Brüder des St. Johannes Baptist“, der „Rosenkranzbruderschaft“ und der „Bruderschaft vom gekreuzigten Herrn Jesus Christus“ verlieren sich im 18. Jahrhundert oder wenig später.
Die 1752 gegründete Nepomuk Bruderschaft und die 30 Jahre jüngere „St. Walburga Sodalität“, die beide eher Gebetsgemeinschaften darstellen, verlieren ebenfalls im Laufe der Zeit an Bedeutung und treten nicht mehr in Erscheinung.
Die Kreuzbrüder: Ein fester Bestandteil der Gemeinde
Dagegen sind die „Kreuzbrüder“ in Meschede nach wie vor fester Bestandteil der Gemeinde: Die schwarz gekleideten Herren, die in der Fronleichnamsprozession unmittelbar hinter dem Allerheiligsten ein Kreuz tragen, kennt jeder Mescheder Bürger. Die Kreuzbrüder verstehen sich nicht nur als Gebetsverbrüderung, sondern als praktisch-karitative, kirchlich-bürgerliche Gemeinschaft. Darin sind sie ihrem 1455 aufgestelltem alten Grundsatz treu geblieben. Auch die Regel, dass jeder Kreuzbruder Mescheder Bürger und verheiratet sein sowie Eigentum in Meschede besitzen muss, gilt bis heute. Damals sollte so dafür gesorgt werden, dass die Bruderschaftsmitglieder sesshaft und in soliden Verhältnissen lebten, um so ihrer Verantwortung und ihrem Einsatz für das Gemeinwohl gerecht zu werden. Die Mitgliedschaft ist allerdings seit Anfang des 19. Jahrhunderts anders geregelt: Für die kontinuierliche Nachfolge der Kreuzbrüder sorgt eine besondere Regel, nach der einmal im Jahr der zuletzt ernannte Kreuzbruder seinen Nachfolger bestimmt, der vom Gemeindepfarrer bestätigt werden muss. Das führt dazu, dass die Gesamtzahl der Kreuzbrüder konstant bei ca. 30 Mitgliedern liegt.
Auch der karitative Aspekt der Kreuzbruderschaft hat sich erhalten, sie engagieren sich für soziale Projekte in der Gemeinde, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Wichtig ist ihnen das öffentliche Bekenntnis zum Glauben und zur Kirche sowie das verantwortliche Engagement für das Gemeinwohl aller Bürger. Man könnte es als Demonstration gestandener Bürger für ihren Glauben und ihre Kirche verstehen, eine Haltung, die heute nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Text: Sabina Butz
Seit 2011 tragen die Kreuzbrüder das Kreuz des Künstlers und Kreuzbruders Christoph Mause