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Henriette Davidis in Küstelberg

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Küstelberg, im Jahre 1855

 

An einem warmen Sommertag, als die Sonne sanft über die grünen Hügel des Sauerlands schien, fand sich Henriette Davidis im gemütlichen Gasthof Ewers zu Küstelberg ein. Die Luft war erfüllt vom Duft blühender Wildkräuter und dem leisen Plätschern eines nahegelegenen Baches. Henriette Davidis, die zu ihrer Zeit bereits als eine der bedeutendsten und renommiertesten Kochbuchautorinnen galt und deren Werke weit über die Grenzen Deutschlands hinaus geschätzt wurden, hatte bewusst die Zeit der Sommerfrische gewählt, um nicht nur Ruhe und Inspiration zu finden, sondern auch den berühmten Küstelberger Pferdemarkt zu beobachten, der alljährlich Leben und geschäftiges Treiben in das sonst so beschauliche Dorf brachte. Henriette liebte es, mit den Küstelbergerinnen ins Gespräch zu kommen, ihnen so manches Rezept zu entlocken, es dann zu verfeinern und ihrer Rezeptsammlung zuzuführen.

Im schattigen Garten des Gasthofs, umgeben von farbenprächtigen Blumen und dem lebhaften Zwitschern der Vögel, nahm sie an einem schlichten Holztisch Platz. Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Notizbuch, daneben Feder und Tinte, bereit, neue Rezeptideen sorgfältig niederzuschreiben. Mit wohlwollendem Blick verfolgte sie, wie die Hausmagd frische Kräuter und Milch aus der nahen Bauernschaft hereinbrachte – Zutaten, die Henriette Davidis zu schätzen wusste und die in ihre Arbeit einflossen.

Es war ihr wohlbekannt, dass das Land weit mehr zu bieten hatte als das berühmte Rezept der Potthucke, welches bereits über die Region hinaus Bekanntheit erlangt hatte. In den abgelegenen Bauernhöfen und kleinen Haushalten fanden sich zahlreiche bodenständige und zugleich delikate Speisen, die oftmals im Verborgenen blieben. Es war ihr Anliegen, diese kulinarischen Schätze zu entdecken und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Das leise Murmeln der Gäste vermischte sich mit dem Rascheln der Blätter, während Henriette Davidis konzentriert schrieb. Ihre Gedanken wanderten zu den einfachen, jedoch herzhaften Speisen, die den Menschen hier Kraft und Freude spendeten. Ein kühler Quark mit frischen Waldbeeren von den Hildfelder Höhen, ein duftender Kräuterquark, frisch gebackenes Gerstenbrot mit Butter – all das wollte sie in ihren neuen Rezepten festhalten, um anderen die Freude an dieser Küche zu vermitteln.

Gelegentlich legte sie die Feder nieder, atmete tief die frische Landluft ein und genoss einen Schluck aus ihrem Glas mit kühlem Quellwasser. Henriette Davidis war sich gewiss, dass die wahre Kunst guten Kochens nicht nur in den großen Städten zu finden war, sondern gerade hier auf dem Land, inmitten der Natur und der herzlichen Menschen. So ließ sie sich von der Stille und Schönheit Küstelbergs tragen und arbeitete still und zufrieden an ihren köstlichen Rezepten.

 

Text: Christel Zidi

 

Fakten

Henriette Davidis (1801–1876) war eine der bedeutendsten deutschen Kochbuchautorinnen des 19. Jahrhunderts. Mit ihrem Klassiker „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ prägte sie die häusliche Küche und Haushaltsführung maßgeblich. Ihre Rezepte waren alltagstauglich, bodenständig und leicht verständlich, was sie besonders bei Frauen und Hausfrauen beliebt machte. Davidis gilt als Pionierin der modernen deutschen Kochbuchtradition und hatte großen Einfluss auf die Esskultur ihrer Zeit. Regelmäßig verbrachte die gebürtige Hagenerin Zeit im Haus Ewers in Küstelberg.

 

 

Haus Ewers in Küstelberg

Foto: Georg Hennecke

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