
Zwei, die sich so richtig beömmeln
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Eine kleine Auswahl an plattdeutschen Wörtern:
baaseln = zerstreut, blind umherlaufen
betuppen = übers Ohr hauen
Beömmel = sich über etwas lustig machen, sich amüsieren
Döösich = dumm, schwachköpfig
Düüwel = Teufel
Foffo = Elan, Kraft, auch Geschwindigkeit
Gedööns = Aufheben, Getue, Aufsehen, unnötiger Aufwand;
Jüngelken = Bursche
Klinkefiester = Besserwisser, Klugscheißer
Ölsche = Ehefrau
Ömmes = schweres, großer Mann oder Gegenstand
pläästern = regnen
Plattdüütsch snacken maakt Freud
Das Sauerländer Platt
Bis ins 20. Jahrhundert wurde im Sauerland flächendeckend Platt gesprochen. Eine erste Art von Schulpflicht wurde bereits 1717 durch das Edikt Friedrich Wilhelm I. eingeführt: Demnach sollten alle Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren eine Schule besuchen – sofern es eine gab. Der Unterricht sollte im Winter täglich, im Sommer ein- bis zweimal pro Woche stattfinden. Doch Kinder waren damals wichtige und unentbehrliche Helfer in der Landwirtschaft.
Erst mit der Weimarer Verfassung von 1919 und der Einführung der allgemeinen Schulpflicht setzte sich Hochdeutsch flächendeckend durch.
Heute sprechen nur noch etwa 2,5 Millionen Menschen aktiv Plattdeutsch – das sind rund 3 % der deutschen Bevölkerung.
Herkunft & Verbreitung
Der Ausdruck „Platt“ geht vermutlich auf das vulgärlateinische Wort plattus zurück, was „flach“ oder „glatt“ bedeutet. Das Sauerländer Platt war die niederdeutsche Volkssprache in weiten Teilen des Sauerlands sowie in den angrenzenden Gebieten um Dortmund und Bochum. Sprachwissenschaftlich wird es dem südwestfälischen und damit westfälischen Zweig des Westniederdeutschen zugeordnet.
Das Sauerländer Platt unterteilte sich in zahlreiche Ortsdialekte, die heute größtenteils ausgestorben sind. Früher konnte man am Klang und Vokabular einer Person problemlos deren Herkunftsort erkennen.
Sprachschutz & Identität
Heute steht die Bewahrung des Sauerländer Platts als historischer Kultursprache für die Pflege der Heimatgeschichte. Sie ist Ausdruck regionaler Identität und vermittelt darüber hinaus wertvolle Lebensweisheiten – wie diese plattdeutsche Sentenz:
„En Frönd in de Naut, en Frönd im Daut, en Frönd im Rüggen – dat sind drei gourre Brüggen.“
Ein Freund in der Not, ein Freund im Tod, ein Freund im Rücken – das sind drei goldene Brücken.
Also dann. Und grüß mir dat Lisbeth!
Text: Sabina Butz
Vor dem Rap kam der Ripprap

Rap und Ripprapp – ein überraschender Brückenschlag
Rap ist ein rhythmischer, meist schneller Sprechgesang, oft geprägt durch Reimstrukturen in der populären Musik. Er ist Teil der Hip-Hop-Kultur. Übersetzen lässt sich das aus dem Englischen stammende Verb to rap mit „plaudern, schwatzen“.
Beim modernen Rap geht es häufig um politische und soziale Themen. Beim deutschen, sogenannten „Gangster-Rap“ werden jedoch oft frauenfeindliche Lyrics verwendet und eine patriarchale Männlichkeit verherrlicht.
Rap hat seine Wurzeln in der afroamerikanischen Kultur und könnte von den westafrikanischen Griots beeinflusst sein – traditionellen Musikern und Geschichtenerzählern. Mangels schriftlicher Quellen lässt sich das allerdings nur schwer belegen.
Was das mit dieser Homepage zu tun hat? Nun, der Ursprung des Rap ist, wie gerade erwähnt, nicht eindeutig zu bestimmen. Sprechgesänge, die soziale Themen behandelten, gab es im Sauerland jedoch schon lange. Sie trugen sogar einen ähnlichen Namen: Ripprapp. Und wir haben dafür sogar einen Nachweis gefunden – im Buch „Das Sauerland und seine Bewohner“ (1866) von Friedrich Wilhelm Grimme. Dort heißt es:
„Fast jedes Dorf hat seinen sogenannten ‚Ripprapp‘, d. h. ein Lied aus so vielen Versen bestehend, als Häuser im Dorfe sind, worin jedes Haus oder die Insassen desselben in bezeichnender Weise geneckt und gefoppt werden. Auch zwischen den einzelnen Ortschaften bestehen solche alten hergebrachte Neckereien, und die Kuhjungen, selbst auch die erwachsenen Hirten, singen und rufen sich solche Spottreime und -sprüche über die Grenze zu, wobei uns immer der eigenthümliche, langgezogene Ruf aufgefallen ist, den sie jedem gesungenen oder gerufenen Spruche anhängen: ‚Ho! relleho! relleho!‘ oder: ‚Ho! helle helo! helle helo!‘“
Beim Rap hört man stattdessen oft ein langgezogenes „Yeah“ am Ende eines Satzes. Ein großer Unterschied zum Gangster-Rap besteht wohl auch darin, dass die alten Sauerländer Ripprapps zwar nicht zimperlich waren – der eine oder andere bekam sein Fett weg –, doch sie sorgten meist für Heiterkeit und gemeinschaftlichen Spaß.
Text: Christel Zidi